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Julius F. Glück
den Steingräben des Mbundu-Gebiets in Angola hat H. Baumann in zwei wertvollen
Abhandlungen hingewiesen. Die Übereinstimmung in der Verwendung flacher
Steinplatten als Palmrippen- oder Fischgrätenmuster und als Chevron-Ornament
ist überzeugend. Architektonisch aber noch bedeutsamer ist der Hinweis auf die
Mbundustadt Bailundo, die um 1850 eine starke Steintrockenmauer sowie Stein
treppen besaß 21 ). Die überlieferten Handelsbeziehungen zwischen dem Monomo-
tapa-Reich in Rhodesien und Angola über das erloschene Butua-Torwa-Reich geben
eine Erklärung für die Ausdehnung des Steinbaues nach dem Westen, nach Angola,
in einer Zeit, die bereits vor dem Auf tauchen der Jaga im 16. Jh. n. Ghr. liegen
muß 22 ).
Im Überblick bietet sich die afrikanische Architektur in einem zuerst
überraschenden Formenreichtum dar. Wenn wir aber die Weite dieses Erd
teils in Betracht ziehen und berücksichtigen, daß von den hier erwähnten
Hüttentypen das runde Kegeldachhaus, die Giebeldachhütte, das Pyramidendach
haus, das Lehmkastenhaus und die Hirtenkuppelhütte dominieren, so reduziert sich
diese Fülle erheblich.
Die Unterschiede äußern sich vor allem im Grundriß und in der Dachform. Da
gegen scheint es zwei generelle Dimensionsschwellen zu geben, die nur schwer über
schritten werden können: einmal die kritische Grundflächengrenze von zwanzig über
bauten Quadratmetern und zum anderen die Firsthöhe, die im Durchschnitt zwischen
4 bis 6 Metern liegt.
Diese quantitative Eigentümlichkeit bedingte ihrerseits wieder die prinzipielle
Einräumigkeit, sowie den Verzicht auf den Stockwerkbau. Wo immer das Bedürfnis
nach mehreren Räumen auftauchte, da wurde es horizontal gelöst durch das Gehöft.
Im Falle fürstlicher Residenzen oder Pfalzen führte dies zur Häufung von 50—80
Einzelhütten, wobei auch die Latrinen nicht vergessen wurden.