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Buchbesprechungen
Kisten (tolongo) aus Planken, die mit Holz
stiften vernagelt wurden und zur Aufbe
wahrung des wertvollsten Besitzes und beim
Tod des Eigentümers als Sarg dienten.
In einer so differenzierten Gesellschaft
spielte der Handel eine erhebliche Rolle. Er
vollzog sich auf den Märkten und hob das
Ansehen der Häuptlinge, wie andererseits
mächtige Häuptlinge, indem sie gegen
Rechtsbrecher auftreten konnten, wieder den
Märkten Auftrieb gaben.
Hungersnöte und Seuchen, aber auch ein
schwacher Häuptling, brachten einzelne
Märkte rasch zum Erliegen.
Das reiche Material bestätigt zwar die Be
ziehungen des fast hochkultürlichen Kongo
zur rhodesischen Kultur. Aber man empfin
det deutlicher denn je die Zusammenhänge
mit den sudanischen Hochkulturen, ohne die
sen Tatbestand konkretisieren zu können.
Laman erweist sich als eine äußerst tief
gründige Quelle. Wir können daher Sture
Lagercrantz zur Herausgeberschaft nur be
glückwünschen.
J. F. Glück
HELMUT STRAUBE:
Die Tierverkleidungen der afrikanischen
Naturvölker. 233 S. mit 1 Karte. Studien
zur Kulturkunde. 13. Bd. Franz Steiner
Verlag, Wiesbaden 1955.
Die vorliegende Arbeit beruht im wesent
lichen auf dem von Jensen herausgestellten
Mythologem von der Dema-Gottheit, von
der Tötung einer pflanzerischen Urgottheit
und der dadurch ausgelösten Geburt des
pflanzlich-tierischen Lebens. Hierbei ist be
deutsam, daß dieser Kulturheros meist in
tierischer Form auftritt.
Diese These erfährt im Verlaufe dieser Un
tersuchung insofern eine gewisse Modifika
tion, als der Verf. wahrscheinlich macht, daß
diese Gottheit nicht spezifisch pflanzerisch ist,
sondern auch bei den Großviehzüchtern
und vor allem schon bei den frühgeschicht
lichen Jägern anzunehmen ist. Trotzdem
spricht vieles dafür, daß dieser Mythos in
ganz besonderer und betonter Weise von
den Pflanzern ausgebaut und verfestigt wor
den ist.
Der materielle Ausgangspunkt des Verf.
ist eine Verbreitungsstudie über das Vor
kommen der Tierhüllen Afrikas, sowie die
Gliederung dieses Brauchtums nach den
speziellen Einrichtungen und Anlässen wie
Initiation, Geheimbund, Königtum, dann
Geburt, Hochzeit, Bestattung, Reinigungs
riten und Zeremonialjagd.
Zuerst werden die Wildtierformen abge
handelt, unter denen, wie bekannt, die Fe
hden, Löwe und Leopard bevorzugt Vorkom
men. Da diese genannten Tiere bei der Ini
tiation, dann in den Geheimbünden, wie auch
als königliche Symbole gleichermaßen auf
treten, sieht der Verf. im afrikanischen Kö
nigtum das soziale Endglied einer Entwick
lung, dem Initiation und Geheimbund vor
ausgehen. Er betont ferner, daß allen drei
sozialen Formen das gleiche Weltbild zu
grunde liege. Dies führt zur Auffassung, daß
das afrikanische Königtum keinesfalls in dem
bisher angenommenen Umfang durch Über
schichtung von außen, sondern eher durch
gruppen-interne Differenzierung entstanden
ist. Mit dieser letzten These kann man sich
weitgehend einverstanden erklären, wobei
man allerdings schon dank rein soziologischer
Überlegungen zum gleichen Ergebnis von
dem vorwiegend autochthonen Ursprung des
Königstums kommt. Im übrigen erscheinen
soziologisch Geheimbund und Königtum als
alte Gegner, was eine gemeinsame religiöse
Basis nicht ausschließt.
Zu den Verkleidungen rechnet der Verf.
nicht nur die ganzen Felle, sondern auch
Klauen und Zähne, die inneren Organe der
Tiere, ferner Tierblut, Tierfett und die Ex
kremente. Er faßt diese rein stoffliche Seite
mit dem Begriff „Protom“ nach W. Kling
beil, worunter ursprünglich ein Tierbalg mit
noch daran befindlichen Schädel verstanden
wurde. Damit ist von selbst der Hinweis auf
die frühgeschichtlichen Funde von Montespan
gegeben, auf die Lehmplastiken ohne Kopf,
die ursprünglich mit einem Balg, an dem
man den Schädel gelassen hatte, überzogen
waren. Dieses wichtige Argument unter
streicht die These des Verf. von der vor
pflanzerischen Entstehung dieses Brauch
tums.
Damit ist es ihm möglich, auch die rinder
züchtenden Gruppen, vor allem des Zwi
schenseengebietes, bei denen das Rind die
Stelle der Feliden einnimmt, in seine Un
tersuchung einzubeziehen. Hierbei stellt er
im wesentlichen das gleiche rituelle Verhal