Die Navajo und Tewa heute
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wüstenartigen Gebiete der Reservation zu erschließen sucht, neuen Lebensraum
innerhalb der Reservation schafft, Schulen und handwerkliche Ausbildungsstätten
baut — in Gallup können die jungen Navajo sogar neuerdings Handwerksdiplome
erhalten 8 ) —, den Navajo und Hopi also die Möglichkeit der Bildung und des
Erwerbs handwerklicher Fähigkeiten gegeben werden, die sie befähigen, auch außer
halb der Reservation einem Broterwerb nachzugehen.
Über den Erfolg solcher Maßnahmen kann heute noch nichts gesagt werden. Die
Beamten des Indian Service sind zuversichtlich, daß ihnen ihr Plan gelingt, aus
den Navajo nicht nur gleichberechtigte Bürger — was sie schon sind — sondern
auch in gleicher Weise qualifizierte Mitglieder der amerikanischen Nation zu machen.
Diese Maßnahmen seien hier nur erwähnt, um zu zeigen, daß das amerikanische
Volk, nun geschichtsbewußt werdend, einzusehen beginnt, welches Unrecht die frü
heren Generationen begangen haben an den eigentlichen Besitzern des Landes.
Man kann jedoch noch weiter gehen und sagen, daß man jetzt stolz darauf ist,
unter seinen Vorfahren einen Indianer aufweisen zu können.
Kommt man heute ins Navajo-Land — von Gallup muß man etwa zwei Stunden
nach Norden fahren, um den ersten Hogan anzutreffen — dann begegnet einem
auf den ersten Blick die einheimische Kultur noch immer in einem technologisch
ziemlich einfachen Entwicklungsstadium. Ein längerer Aufenthalt scheint dies auch
zu bestätigen. Man treibt Ackerbau (soweit es möglich ist und zumeist nur neben
her), in der Hauptsache aber Schaf- und Pferdezucht 0 ), fertigt einfache Keramik,
webt dafür aber feinste Decken (die selbst innerhalb der Reservation sehr teuer
sind) und stellt vereinzelt vor den großen Festen noch immer die kunstvollen Sand
gemälde her 10 ). Auch ihr Schöpfungs- und Heilbringermythos — Krickeberg sagt,
daß er an poetischer Schönheit nur von wenigen anderen indianischen Dichtungen
erreicht wird 11 ) — ist vereinzelt noch lebendig, doch sprechen die Navajo nicht
gern darüber, wie sie es auch nicht lieben, photographiert zu werden, andererseits
aber jeden, der sich für sie interessiert, zumal wenn er von weither gekommen ist.
gastfreundlich aufnehmen.
Durch die Arbeit des Indian Service und der Missionen 12 ), vor allem aber durch
die aus dem zweiten Weltkrieg heimgekehrten Soldaten 13 ) scheint sich hier ein
Wandel anzubahnen. Mehr und mehr gehen einzelne Sippen dazu über, seßhaft zu
werden, besonders dann, wenn es einem Familienmitglied gelungen ist, außerhalb
der Reservation beschäftigt zu werden. Seßhaft sind natürlich alle diejenigen ge
worden, die nicht mehr nach der angestammten Lebensweise ihren Unterhalt ver
dienen müssen, wie beispielsweise der Chairman of the Navajo Tribal Fair Com
mission des sechsten Navajo Tribal Fair in Window Rock im September 1952 14 ),
Peter Yazza, der in Fort Défiance innerhalb der Reservation eine Tankstelle be
treibt, oder die indianische Assistentin des Area Director von Window Rock, die
mich freundlicherweise auf meinen Fahrten durch die Reservation als Dolmetscherin
begleitete und deren Schwester auf der St. Michael-Mission eine Beschäftigung ge
funden hat. Diesen Indianern geht es auch wirtschaftlich durchweg gut, weithin
tragen sie bereits die Kleidung der Weißen, die Frauen dazu noch den überkom
menen Silberschmuck, die Türkis-Armreifen,-Ringe und-Ketten. Auch die Ange
hörigen der Navajo-Polizei, deren Uniform ganz denen der eigentlichen amerika-