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Joseph Henninger
Anthropos 74. 1979
dann in St. Augustin) intensiv miterlebt und weitgehend mitgestaltet. So ist
es angebracht, daß ihm anläßlich des 70. Geburtstages ein Wort der Anerken
nung und des Dankes für seine vielseitige, oft verborgene Mitarbeit ausge
sprochen wird.
Geboren zu Dinslaken (Niederrhein) am 10. Juli 1909, trat Arnold
Burgmann 1921 als Missionsschüler im Mutterhaus der Societas Verbi Divim
(SVD) zu Steyl (Niederlande) ein und bestand dort 1929 die Maturaprüfung-
1929-1936 studierte er Philosophie und Theologie an der Ordenshochschule
St. Augustin und wurde dort 1935 zum Priester geweiht. Nach Abschluß des
Theologiestudiums für das Anthropos-Institut bestimmt, hörte er zunächst
ein Jahr (1936/37) an der Universität Wien Vorlesungen über Völkerkunde
bei W. Köppers, W. Schmidt und R. Heine-Geldern, Prähistorie bei 0-
Menghin und R. Pittioni, physische Anthropologie bei J. Weninger. Der
Gründer des Anthropos, P. Wilhelm Schmidt, hatte den Wunsch, daß ein
junger Mitarbeiter die Arbeit auf dem Gebiet der ozeanischen Sprachen weiter-
führte, mit der er selbst schon vor der Jahrhundertwende seine wissenschaft
liche Tätigkeit begonnen und sich einen Namen gemacht hatte. So ging
Arnold Burgmann im Herbst 1937 an die Hansische Universität Hamburg
mit ihrem hochangesehenen Institut für afrikanische und ozeanische Sprachen-
Dort studierte er vier Semester, und zwar austronesische Sprachen bei 0-
Dempwolff und W. Aichele, allgemeine Sprachwissenschaft bei P. MerigO 1 »
experimentelle Phonetik bei G, Panconcelli-Calzia und O. von Essen sowie
Völkerkunde bei F. Termer. 1939 promovierte er mit der Arbeit „Syntak
tische Probleme im Polynesischen mit besonderer Berücksichtigung des Ton
ganischen“. Sie wurde 1942 veröffentlicht, und der Altmeister, P. W. Schmidt
schrieb selbst eine anerkennende Besprechung dieser Studie [Anthropos 41/
44. 1946/49: 455 f.).
Inzwischen hatten die politischen Ereignisse schwerwiegende Auswir
kungen auf das Leben des Anthropos-Instituts gehabt. Ende 1938 war es i n
die Schweiz ausgewandert (cf, Anthropos 51. 1956: 44f.) und hatte begonnen.,
sich in dem neuen Hause in Froideville einzurichten. A. Burgmann besuchte
Froideville wiederholt schon während seiner Studienzeit in Hamburg, un ^
nach seiner Promotion übersiedelte er dorthin. Er widmete seine Zeit und
Kraft vor allem der Bibliothek, die dort neu aufgebaut und katalogisi ert
werden mußte. Daneben schrieb er auch, vom Anfang seines Studiums & n ’
Rezensionen für die Zeitschrift, vor allem aus dem Gebiet der Linguistik un
Ethnographie Ozeaniens.
Im Herbst 1941 kehrte Burgmann auf Druck der deutschen Behörden
nach Deutschland zurück. Er übernahm einen Seelsorgeposten an der hollä 11
dischen Grenze in der Nähe von Nimwegen; durch das Kriegsgeschehen 1^
verlor er seinen ganzen Besitz, einschließlich seiner Bibliothek und aller e ral
beiteten wissenschaftlichen Materialien.
Anfang 1946 berief ihn die Leitung der Ordenshochschule als Dozeu
nach St. Augustin. Dort trug er Logik und Naturphilosophie vor und vertr
als erster in diesem Missionspriesterseminar die Fächer Ethnologie und IT 1
guistik.