7
Bericht des Direktors über das Linden-Museum im Jahr 1995
Wie jedes Winterhalbjahr, so hatte auch 1994/95 unsere Fördergesellschaft, die mittler
weile 1540 Mitglieder umfaßt, wieder ein Leitthema für die völkerkundlich-geographi
schen Vorträge ausgewählt. Der ethnologische Schwerpunkt der Veranstaltungen der
GEV lag regional auf Südasien. Der Zyklus wurde am 21, Oktober 1994 mit dem Vor
trag von Clara B. Wilpert »Bah- Ein Paradies und seine Künstler« eröffnet. Es folgte
der Vortrag »Schmucktradition und sozialer Wandel bei den Hochland-Papuas in
Neuguinea« von Peter Thiele. Danach hörten wir den Vortrag »Asmat-Holzschnitzer
im Wandel von der steinzeitlichen Tradition zur Moderne« von Gunter Konrad sowie
von Brigitte Hauser-Schäublin »Kulthaus und Initiation. Das Beispiel der Abelam in
Neu Guinea.« Ingrid Heermann referierte über »wanggar und tjukurrpa - zum Kon
zept der Traumzeit der Aborigines in Zentral- und Nordaustralien,« sowie Dietrich
Schleip zum Thema »Westsamoa - Ein Inselstaat zwischen Tradition und Moderne.«
Finanziell hat unsere Fördergesellschaft das Linden-Museum in seiner Inventarisie
rungsarbeit, d.h. bei der EDV-Aufnahme der Afrika-Bestände wieder mit einem nam
haften Betrag unterstützt, wofür ich an dieser Stelle herzlich danke. Sicherlich wird uns
diese gründliche Inventarisierung »hinter den Kulissen« noch einige Zeit und auch
Geld kosten, aber die Vorteile dieser computergestützten Arbeit liegen auf der Hand.
Allmählich ziehen auch die anderen Abteilungen am selben Strang.
Das Jahr 1995 bot folgende, äußerst erfolgreiche Ausstellungen im Linden-Museum;
1. MADAGASKAR - Land zwischen den Kontinenten (26. 10. 1994-30. 4. 1995). Diese
Ausstellung, die zu 90 % aus den Beständen des Linden-Museums bestückt war, wurde
von dem Ethnologen Dr. Roth/Tübingen konzipiert und organisiert. Neben afrikani
schen waren es vor allem Elemente aus dem südasiatischen Raum, die diese Kultur
prägten. Daneben beeinflußten in jüngerer Zeit aber auch Europäer die Völker dieser
viertgrößten Insel unserer Erde. Neben geographisch-naturkundlichen wurden vor
allem kulturhistorische Objekte der verschiedenen Ethnien Madagaskars präsentiert.
Diese Ausstellung über die »Rote Insel« hat mit ihren facettenreichen Beständen, die
erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurden, vor allem die Sammlungen Henry
O’Swalds und Alfred Voeltskows gezeigt. Der umfangreiche und graphisch sehr schön
gestaltete Katalog stieß auf breites Interesse bei unseren Besuchern. Die Ausstellung
wurde vom 25. 6.-16. 7. 1995 auch in Bielefeld gezeigt.
2. Vom 3. Juni - 8. Oktober 1995 zeigte das Linden-Museum Stuttgart die vielbeach
tete Ausstellung »RAJASTHAN - Land der Könige.« Die Ausstellung, die über 17.000
Besucher anzog, wurde von unserem Südasien-Referenten, Herrn Dr. Gerd Kreisel,
konzipiert und organisiert. Am 2. Juni 1995 wurde sie u.a. von seiner Hoheit, dem
Maharaja Jaj Singh of Marwar-Jodhpur, feierlich eröffnet. Der Besucherandrang war
so stark, daß leider nicht alle geladenen Gäste im Wannersaal Platz fanden. Die Aus
stellung bot in ihrer Vielfalt der Objekte eine große Palette traditioneller Kulturdoku
mente aus Indiens Nordwesten. Die Schwerpunkte der Präsentationen lagen im bäuer
lichen, städtischen und höfischen Bereich. Der 280 S. umfassende Katalog bietet eine
Fülle an detaillierten Hintergrundinformationen, die z.B. auch bei Reisen durch
Rajasthan eine wichtige Orientierungshilfe bilden. Die umfangreichen und zahlreichen
Pressestimmen zeugen von dem großen Interesse und Zuspruch dieser Ausstellung in
unserem Hause.
3. Am 15. November 1995 wurde durch unseren Bundespräsidenten, Herrn Prof. Dr.
Roman Herzog, und dem Staatspräsidenten von Usbekistan, S.E. Islam Karimov, die
Ausstellung »USBEKISTAN - Erben der Seidenstraße« eröffnet. Auch Oberbürger
meister Manfred Rommel sowie der Vorstandsvorsitzende der Daimler Benz AG, Herr
Jürgen Schrempp, waren zu der Ausstellungseröffnung erschienen. Letzter deswegen,
weil diese Ausstellung von der Daimler Benz AG gesponsert wurde. Ich werde über
diese Präsentation in der nächsten Ausgabe des Tribus detaillierter berichten, ln der
Vorbereitungsphase dieser Ausstellung war Professor Dr. Johannes Kalter, Orient-
Referent und stv. Direktor am Linden-Museum, u.a. mit Herrn Bundespräsident Prof.
Dr. Roman Herzog in Usbekistan, um vor Ort Kontakte zu knüpfen bezüglich der
Ausleihe wertvoller und thematisch wichtiger Objekte zur Ausstellung.