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Volltext: Anthropos, 65.1970

Homosexualität und Transvestition im Schamanismus 
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Gewalt angetan wird. Das braucht dem betreffenden Jungen freilich niemais bewußt zu 
^erden, denn man lehrt ihn praktisch vom Beginn der Erziehung an sich als Madche _ 
)e trachten upd stellt ihm Mädchen und Frauen als anzustreben e or i er i ' 
cllen kleinen Kindern. Jungen wie Mädchen, sehr starke Tendenz, sic mi c erwi 
^zugsperson, nämlich der Mutter, zu identifizieren, erleichtert solchen Kindern d 
An nahme einer Rolle sehr, für die sie von Natur aus keine Voraussetzungen mitbrmgem 
, Leichter nachvollziehbar erscheint uns, daß man Kinder manchmal entgegen ihrem 
körperlichen Geschlecht erzieht und auf die transvestitische Rolle vorbereitet, w 
yendeinmal Interesse für Tätigkeiten (Spiele und Spielzeuge) gezeigt haben, die man 
' hre ® Geschlecht für unangemessen hält, und infolgedessen annimmt, man müsse sie au 
^ Rolle vorbereiten, die ihnen offenbar angemessener sei als die ihres „ T ANn 
,e schlechts, d. h. auf diejenige des Transvestiten (Devereux 1937: 507 ., ab 
668; Falkner 1775: 144 ff.). Hier werden also von rein zufälligen Ereignissen u 
Wlde rrufliche, lebenswichtige Entscheidungen abhängig gemacht. 
Absurd wirken willkürliche Umklassifizierungen von Jungen m Mädchen, w • • 
er eits vor der Geburt eines Kindes, dessen Geschlecht man noch gar nie en > 
!! lne zukünftige soziale und sexuelle Rolle entschieden wird und man as m 
Stimmung zuführt, gleichgültig, ob es ein Mädchen oder ein Junge is • 
Zuordnung hat den Charakter eines Orakels, dessen Spruch man sich auf alle halle beuge 
* Uß - Las im transvestitischen Schamanismus so wichtige Erwäh ungsmoment komr^ 
abei deutlich zum Ausdruck: Wo etwa die Regel ist, daß der nächste Junge, 
^stimmten Bezirk geboren wird, auf jeden Fall transvestitischer Schamane werfe ß, 
at dlese Bestimmung nur dann einen Sinn, wenn man in ihr den . , der 
Berufung eines ganz bestimmten Menschen erblickt, den man eic Datum 
anderer Kinder herausfindet, daß ihn die Gottheit eben an dem betreffenden Dat 
komrnpn 1 ä Ri - 16 . . . i 
. , Wo die Sexualerziehung kleiner K.nder sehr frei ist und man *»*<££* 
ex uell e Spiele vor den Augen Erwachsener zu treiben, kann es vor om ’ gleich 
^ miteinander zu koitieren versuchen und dabei beobachtet werden^ Ganz gleich. 
es das erste Mal war oder schon häufiger geschah, wird dabei der passn dem 
en Erwachsenen als präsumptiver Transvestit und Schamane angese ® Devereux 
1q genblick an entsprechend behandelt und erzogen (Steller • ’ ^ 
^=507 1). Der Mangel an Zielgerichtetheit im kindlichen Sexualspiel 
§ 1 echnun g gestellt; man beobachtet lediglich passives Verba en un Tungen zu 
bstverstän dlichkeit als Anzeichen für eine Inklination des be re e 
1 lichem Sexualverhalten. 
Biese exogenen Motivationsfaktoren für die echte Anähnelung an 
^‘gegengesetzte Geschlecht müssen den Anschein erwecken, als führten 
c "rch ihre Willkürlichkeit mit Sicherheit zu Tragödien. Davon ]t oc 
‘ ch anhand der hierfür existierenden Beispiele nichts feststellen. Im Gegenteil. 
!" betreffenden Individuen scheinen die ihnen von der ese s< L. a ,. 
J ,es ene Rolle ger n und gut zu spielen. Darin bestätigt sich die »chügtot 
Lr Von Beach referierten Untersuchungsergebnisse (s. o en, p. • • 
Reisen, daß die Fixierung von Kindern auf ihre gen er roß e 
ruh erfolgt. Dementsprechend müßte die Prognose für eine ^ J 
Investition um so günstiger sein, je früher das Kind auf die Übernahme 
^^geschlechtlicher Verhaltensweisen hin erzogen wird. . . 
fr .. v Insofern scheint es möglich, derartige Umklassifizierungen schon im 
Ehesten Kindesalter als Präventivmaßnahmen einer strikt nach der ge- 
l87 16 Beispiele bei Alarcon 1838: 336; Waitz und Gerland 1864: 376, Bastian 
222; Holmberg 1856: 400 ff.
	        
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