Analecta et Additamenta
Zwei Werke über die nordamerikanischen Indianer. - Zwei aus Slowenien stam
mende katholische Missionare, Friedrich Baraga und Franz Pirc, schrieben im 19. Jh.
über die nordamerikanischen Indianer. Ihre Werke sind zum Teil den Fachkreisen unbe
kannt, aber doch wichtig für das Studium der Indianer.
I. Friedrich Ireneus Baraga., geb. am 29. 6. 1797 im Schlößchen Mala vas bei
Dobrnic, Slowenien (damals Krain in Österreich), besuchte die Mittelschule in Ljubljana,
studierte Jura in Wien und kam hier in den engeren Kreis des Redemptoristen Klemens
Hofbauer-Dvofak. Unter seinem Einfluß trat er nach Beendigung des juristischen Stu
diums ins Priesterseminar in Ljubljana ein und wurde 1824 ebenda ordiniert. In Smartno
bei Kranj wirkte er als Prediger und Beichtvater in einer dem Jansenismus und Josephi
nismus abgewandten milden Richtung. Sein Gebetbuch Dusna pasa (Seelenweide), 1830,
erreichte später noch 10 Ausgaben. Da es ihm in der Heimat unmöglich wurde, seine
geistliche Richtung durchzuführen, wandte er sich an den Bischof in Cincinnati und kam -
nach längerem Warten - 1831 als Missionar nach Amerika, zunächst nach Arbre Croche
an der Ostküste des Michigan-Sees, damals noch im freien Territorium, heute Harbor
Springs, Mich. Hier wirkte er bei den Ottawa (Algonkin), die damals etwa 4000 Seelen
zählten.
Diese Indianer waren erst um 1740, als sie die französischen Kolonisten und die
Irokesen von Osten und Süden nach Norden und Westen in die Gegend der Großen Seen
vertrieben hatten, hierher gekommen. Nach 1835 mußten die Ottawa ihr ganzes Land den
USA verkaufen und sich in Reservationen zurückziehen. Baraga schrieb 1832 in ihrer
Sprache ein Gebetbuch.
Seine nächste Missionsstation 1833-35 war Grand River, heute Grand Rapids am
Michigan-See, dann La Point am Lake Superior, Wisc., bei den Ojibwa-Indianern. Im
Jahre 1836-37 machte er eine Reise nach Europa, um dort einige Bücher in Druck zu
geben und sich eine für seine Mission nötige Unterstützung zu sichern. 1843 übersiedelte
er nach L’Anse (Upp. Mich.) und blieb dort, bis er 1853 zum Bischof und apostolischen
Vikar in Sault Ste. Marie (jetzt Ontario, Kanada) ernannt wurde. Nach vier Jahren wurde
er dort Residenzialbischof und 1866 erster Bischof der neugegründeten Diözese Marquette
(Upp. Mich.). Aber schon im selben Jahr erlitt er auf der Bischofssynode in Baltimore
einen Schlaganfall, von dem er sich bis zu seinem Tod am 19. 1. 1868 nicht mehr erholte.
Sein Grab befindet sich im Dom von Marquette. Nach Baraga wurde im Staate Michigan
der Bezirk Baraga County benannt, darin auch eine Stadt; auf der Insel Mackinack ein
Ort, Baraga Point und in der Nähe von L’Anse die Baraga Lakes.
In seiner 22jährigen außerordentlich schweren, aber erfolgreichen Tätigkeit ent
standen verschiedene Werke; In der Ojibwa-Sprache schrieb er ein Gebetbuch (Paris
1837), ein Leben Jesu (Paris 1837), eine Evangelienübersetzung, Homilien usw. Außer
ordentlich wichtig ist sein „Dictionary of the Otchipwe Language, Explained in English"
(Cincinnati 1853, 622 pp.) in zwei Teilen, mit 30 000 Wörtern und seine „Theoretical and
Practical Grammar of the Otchipwe Language" (Detroit 1850, 576 pp.). Auch in sloweni
scher Sprache schrieb er in Amerika mehrere geistliche Bücher. - Über Baragas Tätigkeit
gibt es heute nicht nur in slowenischer, sondern auch in englischer und deutscher Sprache
ein umfangreiches Schrifttum (in Europa und Amerika).
Baragas Buch „Geschichte, Character, Sitten und Gebräuche der nord
amerikanischen Indier" entstand in den Wintermonaten 1835-36, in denen er noch
vier andere Bücher schrieb und das deutsche Buch über die Indianer selbst ins Franzö