Quellen abhängt, ist eine derartige Unter
suchung nicht nur notwendig, sondern einfach
eine Voraussetzung für seine Benutzung, zu
mal Chimalpahin seine Aufzeichnungen erst
mehr als ein Jahrhundert nach der Eroberung
Mexikos niedergelcgt hat.
Chimalpahins eigene Angaben über seine
Quellen sind bisher nicht veröffentlicht wor
den und liegen hier erstmalig vor. Sie bezie
hen sich speziell auf solche aus Familienbesitz,
deren Verfasser nach Abkunft und Rang in
hohem Maße als authentisch angesehen wer
den können. Diese Quellen beziehen sich, der
Herkunft des Chimalpahin entsprechend, auf
dessen engere Heimat Chalco.
Verschiedenes deutet darauf hin, daß Chi
malpahin auf bilderschriftliche Vorlagen zu
rückgehende Unterlagen besaß (Beispiele bei
Zimmermann) und daß ihm sowie anderen
Autoren frühe Traditionen zur Verfügung
standen, die nicht mehr erhalten sind (inhalts
gleiche Partien ohne gleichlautenden Text bei
verschiedenen Autoren. Eine verlorengegan
gene „Crönica X“, von Barlow durch quel
lenkritische Untersuchungen erschlossen).
Für die übrigen Partien müssen andere
Quellen zur Kontrolle herangezogen werden.
Die Verläßlichkeit des Autors zeigt sich z. B.
in einer von einer Vorlage in spanischer Spra
che angefertigten Übersetzung für seine eigene
Arbeit. Durch die bekannte spanische Vorlage
ist eine Kontrolle der Übersetzung bis ins
Detail möglich (Enrico Martinez, Rcpertorio
de los Tiempos).
Manches in dem umfangreichen Werk des
Chimalpahin ist weniger brauchbar und all
gemeinere Phrasen über einige Quellen mah
nen zur Vorsicht (cequintin huehuetque qui-
machiyotia .... — Einige Alte geben an . . .).
In der Zusammenfassung streift Zimmer
mann auch die Frage der Tageskonkordanz
der mexikanischen Chronologie mit dem euro
päischen Kalender, die noch Unklarheiten
enthält und für die er die Notwendigkeit
einer erneuten Überprüfung feststellt.
Von speziellerem Interesse sind auch sprach
liche Hinweise, für die Zimmermann sehr
kompetent ist, und die damit die angekün
digte quellenkritische Gesamtausgabe des
Werkes des Chimalpahin durch Zimmermann
in mehr als einer Hinsicht begrüßenswert er
scheinen lassen.
B. Spranz
GUNTER ZIMMERMANN:
Die Hieroglyphen der Maya-Handschrif
ten. Hamburg: Gram, De Gruyter & Co.
1956. (Universität Hamburg. Abhandlun
gen aus dem Gebiet der Auslandskunde,
Band 62 — Reihe B (Völkerkunde, Kultur
geschichte und Sprachen, Band 34)).
Wie der Verfasser im Vorwort seiner Ar
beit hervorhebt, ist die für Altamerika un
gewöhnliche Entwicklung einer differenzier
ten Schrift durch die Maya von über die
eigentliche Amerikanistik hinausgehender Be
deutung für die Entwicklungsgeschichte des
menschlichen Geistes.
Ohne Zweifel trifft das für die Schrift
entwicklung als solche zu. Das bisher in der
Entzifferung Erreichte hat beachtliche mathe
matisch-kalendarisch-astronomische Kennt
nisse enthüllt, jedoch harrt die Masse des
überaus großen Formenbestandes noch der
Deutung. Es bleibt abzuwarten, ob sich die
Hoffnung der Forschung, historische Angaben
neben den sehr wahrscheinlichen (und gewiß
nicht uninteressanten) Aufschlüssen über Reli
gion und religiöse Gebräuche aus der Ent
zifferung zu erhalten, erfüllen wird.
Die Entzifferung unbekannter Schriftzei
chen setzt methodisch deren Bestandsaufnah
me und systematische Ordnung voraus. Daß
eine solche Ordnung nur ein vorläufiges Hilfs
mittel darstellen kann, das mit jeder Neu-
entdcckung Änderungen unterliegt, war dem
Verfasser bei seiner Arbeit durchaus bekannt.
Der möglichen Starrheit solchen Systems
wurde dadurch weitgehend vorgebeugt, daß
die Kennzeichnung der Schriftelemente auf
die neutrale Ebene der Bezifferung verlegt
und diese selbst so angelegt wurde, daß aus
ihr die systematische Gruppierung der Ele
mente bereits ersichtlich ist und daß Spiel
raum für weitere Formen bleibt, die sich bei
spielsweise aus der Bestandsaufnahme des
Inschriftenmaterials ergeben können.
Ein wesentliches Charakteristikum der
Maya-Schrift sind ihre Affixe, die — je nach
ihrer Stellung zum Hauptzeichen — als Prä
fix, Superfix, Postfix und Suffix bezeichnet
werden (auch Infigicrung kommt vor).
Die Masse der Einzelhieroglyphen ist so aus
mehreren Elementen zusammengesetzt, eine
Eigenart, die die von Zimmermann heraus
gearbeitete ziffernmäßige Aufschlüsselung be
rücksichtigt.
Buchbesprechungen
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