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Buchbesprechungen
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technische Perfektion abgeglittene Bilder, die
keinen Vergleich mit der großen Tuschmalerei
Ostasiens aushalten und auch im Rahmen der
koreanischen Kunst spätes Epigonentum ver
körpern. Es ist daher schwer verständlich, wie
der Verlag den Titel „Alte Bilder“ wählen
konnte. Auch ist die sehr mäßige Qualität der
Reproduktionen nicht geeignet, über das
Dürftige der Vorlagen hinwegzutäuschen.
Das Typische des Pinselstrichs, die feine
Nuancierung der Töne, die Art und die Struk
tur des Malgrunds sind verlorengegangen. Die
Zeichnung steht hart auf einem einfarbig
getönten Grund, oft wie eine Strichzeichnung.
Diese Mängel sind um so erstaunlicher, als
der Verlag in einem eigenen Vorwort betont,
daß mit dem vorliegenden Werk eine Lücke
in unserem Wissen um die koreanische Kunst
und ihre Vergangenheit ausgefüllt werden
soll, und daß das vorgelegte Werk zur Ver
tiefung des Verständnisses und der Freund
schaft mit dem koreanischen Volk beitragen
soll. Angesichts der eben charakterisierten
künstlerischen Qualität der meisten Bilderund
der Mängel in der Reproduktion erscheint es
mehr als fraglich, ob die hier gesteckten Ziele
auch nur teilweise erreicht werden können.
Im umgekehrten Falle wären wir wenig be
glückt, wenn unter dem Titel „Alte deutsche
Bilder“ in Korea eine mäßig gute Sammlung
von Bildern aus dem 19. Jahrhundert heraus
gebracht würde, und diese noch drucktechnisch
mangelhaft.
Im Verlagsvorwort steht: „Dem Kunst
schaffen unterworfener Völker in den fernen
Erdteilen begegnete man in Europa über
wiegend mit Überheblichkeit und unverhüll
ter Indifferenz“. Wie ein solcher Satz aus
gerechnet in Leipzig geschrieben werden
konnte, diesem alten Buchzentrum europä
ischen Ranges, wo man die alte „Deutsche
Bücherei“ neben sich stehen hat, In der Hun
derte von Aufsätzen und Bänden allein in
deutscher Sprache den Schreiber Lügen stra
fen, ist unverständlich. Sollte dem Verlag die
seit Jahrzehnten ansteigende Flut prachtvol
ler, nur außereuropäischer Kunst gewidmeter
Bildbände wirklich entgangen sein?
Wenn die Publikation trotz dieser Mängel
zu begrüßen ist, so allein, weil der Autor es
ausgezeichnet verstanden hat, zu Wesen und
Sinn der vorgelegten Bilder hinzuführen.
F. Kussmaul
Chinesische Skulpturen der Sammlung
Eduard von der Heydt
Beschreibender Katalog von Oswald Sirén.
Zürich: Museum Riethberg. 1960.
Oswald Sirén hat in diesem glänzend aus
gestatteten zweisprachigen Katalog (deutsch
und englisch) chinesische Großplastiken der
Sammlung von der Heydt bearbeitet. Er
führt die Objekte in Bild (wo notwendig
neben der Totale auch Detailaufnahmen) und
Text vor. Der Katalog ist in zwei Teile ge
gliedert, Tierfiguren und religiöse Plastik.
Diesen beiden Teilen gibt der Verfasser Ein
leitungen bei, die man als kurze, präzise Dar
stellungen der jeweiligen Materie bezeichnen
darf. Wie es bei Sirén zu erwarten war, sind
auch die einzelnen Objekte knapp und präzis
beschrieben, ist die Frage ihrer örtlichen und
zeitlichen Zugehörigkeit geklärt und sind
Parallelstücke benannt. Leider wurde darauf
verzichtet, die (früher bereits publizierten)
Inschriften auf manchen Stelen noch einmal
abzudrucken. Da der vorliegende Katalog für
diese Materie doch wohl als endgültig betrach
tet werden darf, wäre es zu begrüßen gewe
sen, wenn ihm diese Texte noch einmal bei
gegeben worden wären. Aber auch so muß
man das RIethberg-Museum zu seinem ersten
Katalog der neuen Serie (geplant sind 9 Bän
de) aufrichtig beglückwünschen. Er erschließt
erstmals die ganze Sammlung dieser Objekte
und ist sicher ein Weg, diese herrlichen Stücke
einem noch größeren Kreise näherzubringen,
wird also beiden Aufgabenbereichen des Mu
seums, dem wissenschaftlichen wie dem volks
bildenden in gleicher und gleich vorbildlicher
Weise gerecht.
F. Kussmaul
HANS FISCHER:
Schallgeräte in Ozeanien. Straßburg und
Baden-Baden: Verlag Heitz GmbH, 1958.
177 S. mit 487 Abb. und einer ethnogra-
phisch-musikologischen Bibliographie.
(Sammlung Musikwissenschaftlicher Ab
handlungen, Band 36.)
Zusammenfassende Arbeiten über die In
strumente größerer Gebiete haben vor allem
Gurt Sachs („Die Musikinstrumente In
diens und Indonesiens“ und „Die Musikinstru
mente Birmas und Assams“), KarlGustav
Izikowitz („Musical and other Sound
instruments of the South American Indians“)