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Buchbesprechungen
Unteren Kongo und in die Geschichte der
Missionierung des Gebietes, die in ihrem An
fang mit der Geschichte der ersten Kontakte
zwischen den Stämmen des Kongo-Unter
laufes und den Europäern identisch ist. Einen
großen Teil seines Materials schöpft der Ver
fasser aus den Archiven seiner Mission. Das
umfangreiche Quellenmaterial und die Inter
pretationen durch einen langjährigen Kenner
der messianischen Bewegungen des behandel
ten Gebietes empfehlen schon von sich aus
das Werk weitester Beachtung.
J. Zwernemann
MONICA WILSON:
Communal Rituals of the Nyakyusa. Lon
don, New York, Toronto: Published for
the International African Institute by the
Oxford University Press. 1959. X + 228
S., 18 Abb., 2 Karten, 1 Plan, 3 Diagram
me. Preis 35 s.
Die Verfasserin ist durch ihre früheren
Publikationen — vor allem: Good Company;
a study of Nyakyusa age-villages (1951) und
Rituals of Kinship among the Nyakyusa
(1957) — als Autorität der Nyakyusa-For-
schung bekannt. Das vorliegende Buch er
gänzt ihre früheren Studien wesentlich. Ob
gleich häufig auf die früheren Publikationen
verwiesen wird, ist es nicht unbedingt erfor
derlich, daß der Leser diese zunächst durch
sieht, denn die Verfasserin resümiert die
wichtigsten Punkte an den erforderlichen
Stellen.
Der Titel des Buches gibt schon deutlich an,
worauf in der vorliegenden Untersuchung im
wesentlichen eingegangen wird. Der erste Teil
des Buches ist dem sakralen Königtum der
Nyakyusa und Ngonde (alias Konde oder
Nkonde) gewidmet. Drei Kulturheroen wa
ren die ersten Könige dieser Stämme: Lwembe
und Kyala im Nyakyusa-Gebiet, Kyungu im
Ngonde-Land. Lwembe und Kyungu werden
durch einen ihrer Nachkommen — sakrale
Könige wie ihre Ahnen — verkörpert. Kyala
hat wohl einen Priester, der ihn jedoch nicht
verkörpert, da Kyala ohne Nachkommen
starb. Eng verbunden mit dem Ritual des
sakralen Königtums ist das Häuptlingstum,
das auch als sakral bezeichnet werden muß,
wenngleich das alltägliche Ritual der Häupt
linge längst nicht so streng ist, wie das der
sakralen Könige. Immerhin durfte auch kein
Häuptling an ernsterer Krankheit leiden oder
eines natürlichen Todes sterben, um nur einen
Punkt zu erwähnen. Sehr eingehend befaßt
die Autorin sich mit den Opfern für die
Häuptlingsahnen und mit der territorialen
Frage, die durch eine von Generation zu
Generation erfolgende Zweiteilung des Lan
des (vgl, hierzu „Good Company“!) höchst
bedeutsam ist.
Im Rahmen der „Communal Rituals“ sind
Purifikationsriten für das Land, Regenriten
und Fruchtbarkeitsmagie wichtig. Interessant
sind die Ausschnitte aus dem Leben des Prie
sters Kasitile, eines wichtigen Gewährsmannes
der Verfasserin. Etwas am Rande — wenn
nicht gar außerhalb — des Themas des Buches
steht ein Kapitel über Medizinen. Ein anderes
Kapitel über „Nyakyusa Cosmology“ enthält
eher eine Mischung von Urzeitmythologie
(Wirken der Kulturheroen!) und allgemeinen
religiösen Streiflichtern, z. T. auch Spekula
tionen, der Nyakyusa. M. E. ist der Begriff
„Kosmologie“ hier nicht ganz angebracht.
Vorstellungen eines umfassenden Weltbildes
oder gar Schöpfungsmythen werden nicht er
wähnt; ob sie bei den Nyakyusa existieren
oder nicht, wird die Verfasserin des Buches
wissen.
Gut gelungen ist der Versuch, das Neben
einander der alten Gemeinschaftsriten und
des modernen christlichen Gemeindelebens
darzustellen, bzw. die Frage zu klären, wie
weit das Letztgenannte Ersatz für die Ge
meinschaftsriten sein kann.
Es wäre sehr schön, wenn die Verfasserin
ihre Studien durch eine Untersuchung der
Wirtschaft (und ihrer Methoden) und der
materiellen Kultur der Nyakyusa abrunden
würde. J. Zwernemann
}. GABUS:
Au Sahara. Arts et Symbols. Neuchâtel:
Edition de la Baconniere 1958. 407 S.
Acht Forschungsreisen, zwischen 1942 und
1954 in der westlichen Hälfte der Sahara
unternommen, lieferten Jean Gabus die
Fakten für sein Werk „AU SAHARA — Arts
er Symbolcs“. Es erschien vor drei Jahren,
und wir Museumsleutc hätten guten Grund
gehabt, schon früher auch an dieser Stelle
darauf hinzuweisen.