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Buchbesprechungen
barn geblieben. Kulturell gehören die Baga,
Nalu, Landuma(n) usw. in die westatlanti-
sche Provinz.
Von den Mende (besser als „Mendi“) heißt
es, sie „sprechen das Mande-fu“ (S. 82). Die
Mende bilden eine Dialektgruppe (Dialect
Cluster) in der Sprachgruppe der Mande-fu.
Sie sprechen „Mende“, ganz exakt „Mende“.
Ebenso unglücklich ist die Formulierung „das
Kwa-sprechende Anyi-Volk der Baule“ (S.
91). Die Kwa-Sprachen bilden eine Sprach
gruppe, in deren Rahmen das Baule ein Dia
lekt der Akan-Sprachen ist. Die Bezeichnung
der Baule als Anyi-Stamm oder -Volk ist
wohl nicht zutreffend. Die Anyi sind eine
andere Untergruppe der Akan. Wie die Ver
fasserin richtig angibt, haben sich die Baule
im frühen 18. Jahrhundert von den Ashanti
abgespalten. Dagegen sind die Anyi schon
länger im Süden der Elfenbeinküste ansässig.
„Goldküste nannten die Portugiesen das
Land, weil ihnen die Ashanti in üppigem
Goldschmuck entgegenkamen“ (S. 96 f.). Die
ersten Kontakte hatten die Portugiesen m.
W. mit den Fante und anderen Küstenstäm
men, nicht aber mit den Ashanti, die auch
damals im Inland lebten.
Die „Bronzeköpfe mit den Perlenflügeln“
sind nicht alle in der Regierungszeit des Oba
Osemwenede (oder Osemwede) in Benin ent
standen, wie man nach S. 110 annehmen
muß, sondern seit der Zeit dieses Herr
schers, der die Perlenflügel der Kopfbedek-
kung des Königs als Attribut hinzufügte.
Das heißt die Köpfe, die Perlenhauben mit
Flügeln tragen, sind nach 1816 entstanden.
Die Yaka werden mit den Jaga (besser
als Djaga) verwechselt (S. 148). Auf den
Unterschied zwischen Yaka und Jaga ist be
reits verschiedentlich hingewiesen worden (z.
B. von Baumann und Westermann). Die
Yaka sind keine Nachkommen der Jaga, ob
wohl sie von einem Jaga unterworfen wur
den. Die Jaga sind in den von ihnen be
herrschten Stämmen aufgegangen, sofern sie
nicht ausgestorben sind, da sie die Gepflo
genheit hatten, ihre eigenen Kinder zu töten.
Miniatur- oder Handmasken der Dan (vgl.
S. 88) sind auch aus Gelbguß bekannt.
Strittig erscheint mir der Abschnitt über
die Bobo (S. 74), aus dem zu entnehmen ist,
daß die bemalten Holzmasken vorwiegend
von den Bobo-Fing stammen. Leider ist bis
her viel zu wenig auf die Unterschiede zwi
schen Bobo-Fing und Bobo-Ule geachtet wor
den. Ob und wie weit die bemalten Masken
bei den Bobo-Fing verbreitet sind, vermag
ich nicht zu beurteilen. Aus eigener Anschau
ung kann ich jedoch die große Bedeutung der
bemalten Holzmasken (besonders der brett
artigen Masken) bei den südlichen Bobo-Ule
(Gegend von Houndé) hervorheben. Von
dort sind die Masken auch in einige Dörfer
der Nuna gekommen.
Reiches Bildmaterial ergänzt die Ausfüh
rungen der Verfasserin. Allerdings ist auch
bei den Abbildungen Ostafrika reichlich kurz
gekommen. Literaturverzeichnis, Register und
eine Erläuterung der wichtigsten Fachaus
drücke befinden sich am Schluß des Buches.
Das Werk ist in der Reihe „Kunst der
Welt“ erschienen, die einen möglichst großen
Leserkreis, das heißt Laien und Fachleute,
ansprechen will. Trotz der kleinen Mängel,
die aufgezeigt wurden, muß die Verfasserin
zu ihrer Arbeit beglückwünscht werden. Das
Buch ist zur raschen Information und als
Einführung für ein großes Publikum glei
chermaßen geeignet und wird sich seinen
Platz erobern.
J. Zwernemann
ANNEMARIE SCHWEEGER-HEFEL:
Holzplastik in Afrika, Gestaltungsprinzi
pien. Wien: W. Braumüller 1960. 148 S.,
14 Tafeln, geh. DM 27.—. (Veröffent
lichungen zum Archiv für Völkerkunde,
Band 5.)
The Author must be credited with a blunt
and honest initial remark, to the effect that
we know little or nothing about the true
nature, meaning and function of African art.
Having thus taken from the very start, as it
were, the bull by the horns, Frau Schweeger-
Hefel proceeds to examine whether and how
some sort of knowledge can be drawn from
the objects themselves. Analysis is strictly
limited to sculpture in wood, and within this
category mostly to Independent figures.
Throughout the book there is no attempt to
philosophical speculation of sorts, no ten
tative aesthetic appraisal, no conjectural
assumption as to the existence of ’’styles“ on
a regional or ethnic basis. The aims of the
work, as stated on pages 3—4, are mainly
iconographie and distributional, on the whole
directed towards the establishment of typo
logical groupings of African sculpture, as