DIE SCHILDTYPEN VOM KAISERIN-AUGUSTA-FLUSS
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aus einem breiten Kreuz, dessen Umriß von mehreren parallelen, sich allmählich abflachenden Linien umgeben ist
(Fig. 25). Gesicht des Ornaments vom Typ Nr. 5> ohne Mund, jedoch ist symmetrisch zur Unternase eine zweite solche
oben angebracht. Septum der unteren und Flügel der oberen Nase durchbohrt und mit Grasbüscheln versehen, alle
Nasenflügel fiederartig gezackt, rechts und links der oberen Nase zwei gestielte Ohrornamente. Gesichtseinfassung
gefranst, Seitenteile mit Spiralen zwischen schräg nach rechts bzw. nach links abfallenden Bändern. Medianornament
ähnlich Nr. 5. Farbe; weiße Limen auf rotem Grunde, gelbe Flecken auf den Flächen. Nr, 8, 170:40 cm, wie Nr. 7,
im Griff zwei flache Querhölzer. Gesichtstyp wie Nr. 5 und 7, obere Nase fehlt. V on der Oberkante des Schildes ver
läuft eine Leiste zur oberen Spitze der Gesichtsellipse, wo sie sich teilt und bis zu den Ohrgegenden weiterläuft. Diese
beiden Enden und das Nasenseptum (für Grasschmuck) durchbohrt, Nasenflügel fiederartig gezackt Stirnband Matt
Über dem Gesicht zwei, in der linken Ohrgegend ein Ohrornament. Querbänder der Seitenspiraleil beiderseits von
oben rechts nach unten links verlaufend. Medianornament ähnlich Nr. 5. Ornamentale Grenzbänder oben und unten
mit stilisierten Eidechsenfiguren. Farben: schwarz, weiß, rot, gelb. Nr. 9, 150:25 cm, schmal, ohne Mittelkante ohne
Aufhängeöse, Längsleisten schräg an die Seitenwände gestellt (wie Nr. 11), in ihrer Mitte eine Einkerbun " unten '
rundes Querholz, Rückseite verkohlt, roh, ungeglättet, ohne Fransenleiste, Seitenrand des Schildes für (Befransen 1
durchlocht. Ornamente sehr roh geschnitzt: ein längliches, realistisches Gesicht, Nase und Ohrgegend durchbohrt 5
Augen knopfartig klein, übriges Ornament sehr roh und schwer zu entziffern, Farben: rot, wenig weiß. Nr. 10, 1^3-2 cm’
alter Schild, dünn, leicht, schmal, ohne Mittelkante, Längsleisten schräg auf die Seitenwände gestellt. Längsleiste für
die Seitenfransen fehlt, Schildrand durchbohrt. Fransen und Quergriffe verloren, oberstes Ornament stilisierte Eidechse
mit Spiralbeinen (vgl. Nr. 3 a, unten). Darunter ein stilisiertes Gesicht mit herzförmigem (vergl. Maskenumriß bei Nr.3a)
Umriß, ohne Nase und Mund. Rechts und links daneben zwei sehr schwache (abgenützte) längliche Erhabenheiten
(ergänzte „Augen“), darunter ein ebenso schwach angedeuteter Mund. Seitenteile mit Wellenlinien (losen Spiralen)
Medianornament zwei gerade, parallele Linien, abwechselnd längs und quer gestellt, unten Mäanderband. Nr. 11
170:30cm, (Gesichtstyp Ramumündung) groß, stark gewölbt, (ergänzte?) Quergriffe aus zwei kantigen Hölzern'
Gesichtstyp und Medianornament wie Reche, Taf. LVHI, Nr. 1. Große, runde, flache, sehr tief liegende Augen ohne
Pupille, kurze grobe Nase, darunter ein Klotz, Nase durchbohrt. Oberstes Ornament ein etwas stilisierter Vogel (Fig. 5),
Form ähnlich Nr. 4, fast genau wie bei Reche oben auf dem Schild Taf. LVHI, Nr. 4, zwischen Kopf und Flügeln zwei
große, runde, schwarze Kreisflächen. Obwohl die Vogelfigur, wie aus der Abbildung bei Reche zu ersehen, sehr deutlich
zu erkennen ist, hat Reche nur ein „ganz kleines Gesicht“ erkannt (Kopf des Vogels). Nr. 12, 161:27 cm, der öfter
erwähnte alte Schild, dünn leicht wie Nr. II, aber stärker gewölbt, ohne Mittelkante und Fransenleiste, Schildrand
mit Durchbohrungen, Quergriffe fehlen, kleine Aufhängeöse. An dieser eine kurze aus Rotangstreifen gedrehte Schnur
mit Öse. Auf der Rückseite unten links ein ringförmiges Schnitzmuster (zwei konzentrische Kreise). Ornament äußerst
interessant. Oben ein sehr realistisch dargestellter fliegender Vogel (?) oder fliegender Hund (? (Fig. 2), Flügelhaltung
wie Nr. 11 und Reche Taf. LVHI, Nr. 4. An den nach hinten gestreckten Füßen sind die einzelnen Zehen ausgearbeitet.
Auf den Flügeln ist die Befiederung durch parallele Strichreihen angedeutet (vergl. das Flügelmuster links in der
Baumrinde, Abb. I oben links), die vorderen Flügelspitzen tragen Widerhaken (Krallen ?). Der Kopf zeigt den Typ
Nr. 2 des Vogels auf der Baumrindenmalerei, Abb. I, unten Mitte. Fig. 2 gibt eine sehr genaue Skizze dieses Vogels
wieder. Der breite Kopf trägt zwei große, runde Augen und zwei nach hinten gerichtete breite Lappen (Ohren ?) (auf
der Baumrinde spitze Fortsätze). Es könnte sich hier wie oben angedeutet vielleicht um einen hängenden fliegenden
Hund handeln: Flügelwiderhaken = Krallen der Vorderflügel, Kopflappen = große Ohren, breiter Kopf, große Augen,
hängende Stellung, besonders der Flügel. Aus dem Munde ragen zwei merkwürdige, mit dem Rücken gegeneinander
gekehrte Haken wie eine gespaltene Zunge hervor. Sehr interessant ist es, daß wir auch hier zwischen Kopf und Flügeln
die zwei kreisrunden (erhabenen) Flächen wiederfinden, wie bei der Baumrindenmalerei und anderen „Gesichtern“,
die hier wegen ihrer eingeklemmten Lage zwischen Hals und Flügeln als „Augen“ eines stilisierten Gesichtes sicher
nicht aufgefaßt werden können, also eine andere, uns noch unbekannteBedeutung haben müssen.Falls die entsprechenden
Kreisflächen auf der Rindenmalerei also wirklich ergänzte Augen eines stilisierten Gesichtes darstellen, so wäre das
mit dem darunter gemalten „Munde“ zu begründen. Die unbekannte Bedeutung dieser Kreisflächen müßte, falls sie
dem Rindenbemaler als Vorbild gedient haben, von ihm (bewußt oder wohl eher unbewußt) ignoriert sein. Wir haben
hier also ein ähnliches Ornament wie dasjenige, über welches Eichhorn in diesen Blättern (Band V, Heft 6) als Backen
schmuck berichtet hat, welche Deutung bei den von Eichhorn aufgeführten Gegenständen zutreffen mag, bei dieser
Vogelfigur jedoch sicher nicht, da wir hier ja kein Gesicht, sondern eine sehr deutlich dargestellte vogelähnliche Figur
vor uns haben. Unter diesem Vogel liegt eine hochstilisierte kleinere Vogelfigur (Fig. 4, im Schwänze der Fig. 3), unter
ihr das Hauptornament (Fig. 3, im verkleinerten Maßstabe zu den oberen Figuren 2 und 4 gezeichnet), das zu den
Mustern gehört, die üblich als stilisiertes „Gesicht“ bezeichnet werden. Nach den obigen Erörterungen und dem Ver
gleich mit der Baumrindenmalerei erkennen wir hier sofort die sehr deutliche Vogelgestalt vom Typ 1 wieder. Nur die
Flügel mit der typischen Flügelzeichnung sind schmäler (vgl. die „Augen“ des großen „Gesichts“ bei Reche Taf. LVHI 4)
und der Schwanz (mit querliegender Federandeutung) ist mehr stilisiert. Der Kopf ist lang und schmal, vom mensch
lichen Gesicht ist nichts vorhanden, die Flügelkreise täuschen Augen vor. Die Seitenwände sind mit ’losen Spiralen
verziert wie bei Nr. 10. Das Medianornament stellt eine Mäanderlinie dar (Fig. 15).
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