Volltext: Baessler-Archiv, 10/13.1926/29

GEBRÄUCHE UND ZEREMONIEN 
BEI VERLOBUNGEN UND 
HOCHZEITEN IN CHINA 1 
VON 
P. JOB. M. TREMANNS f S. V. D. 
Sehr gepriesen wird in China die Elternliebe, Die Eltern gehen in ihrer Fürsorge für die 
Kinder und Enkel so weit, daß sie recht frühzeitig ihren Söhnen Bräute zu verschaffen 
suchen. Der Sohn darf selbst nicht nach Herzenswunsch wählen, ja, er kann es nicht, denn 
seine besorgten Eltern haben ihm vielfach schon eine Braut verschafft, da er selbst noch 
kein Wort lallen konnte, ja sogar manchmal zu einer Zeit, wo er noch nicht das Licht der 
Welt erblickt. Die Eltern bewerben sich um ihre zukünftige Schwiegertochter auch nicht 
unmittelbar, sondern durch einen Vermittler. Hat dieser eine Person angegeben, so muß der 
Wahrsager berechnen, ob beide zusammenpassen. Zu dieser Berechnung braucht er Jahr, 
Tag und Stunde der Geburt der beiden zukünftigen Brautleute, sowie die 5 ff hing. 
Die Zeitcyclen sind aus den 10 T’ien kaen und 12 di dschc zusammengesetzt 
und haben daher immer Namen aus 2 Buchstaben. Die Namen der 5 ff hing sind: 1.Metall, 
2. Holz, 3. Wasser, 4. Feuer, 5. Erde. 
Ist der Bräutigam im Zeichen oder Namen „Wasser“ geboren, die Braut in eben dem 
selben Zeichen, so gibt es eine gute Ehe, denn gleich und gleich gesellt sich gern. Ist der 
Bräutigam im Zeichen „Wasser“ geboren, die Braut im Zeichen „Eide“, so gibt es auch eine 
gute Ehe, denn Wasser mit Erde sind Elemente einer guten Ernte, Ist der Bräutigam im 
Zeichen „Wasser“ geboren, die Braut im Zeichen „Feuer“, so ist die Ehe unfriedlich, beide 
widerstreben sich: Feuer verzehrt das Wasser, und Wasser löscht Feuer. Die Verlobung 
kann dennoch stattfinden, wenn das ff hing des Bräutigams stärker ist als das der Braut; 
z. B. wenn der Bräutigam im Jahres- und Monatszeichen „Wasser“ geboren, die Braut nur 
im Jahreszeichen Feuer geboren wurde. Doch der Wahrsager weiß immer noch Auswege, 
wenn er sicht, daß beide Familien eine Verbindung wünschen und daß er ein gutes Trink 
geld erhält. 
Verlobung. 
Hat der Wahrsager ausgerechnet, daß die Verbindung glückbringend ist, dann sendet 
die Familie des Bräutigams einen roten Aktenbogen zur Familie der Braut. Der Wahrsager 
rechnet dann einen Glückstag aus, an dem die Verlobungsakten ausgetauscht werden. Die 
Familie des Bräutigams sendet durch 2 Vermittler 2 Verlobungsakten zur Familie der Braut, 
diese umgekehrt 2 Verlobungsaktcn zur Familie des Bräutigams. Es werden beiderseits die 
Akten doppelt geschrieben, um eine Witwenschaft zu verhüten. Sind beide Familien reich, so 
findet bald ein Freudenmahl statt, zunächst eines bei der Familie der Braut, dann bei der 
des Bräutigams. 
1 Ich beschränke mich auf zwei zusammenhängende Bezirke von Südschantung, nämlich auf T’enghsien und I hs ien.
	        
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