Volltext: Baessler-Archiv, 10/13.1926/29

BERICHT. ÜBER EINE REISE NACH FINNISCH-LAPPLAND 
I2 5 
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Akt" 
III'*' 
hervorragenden deutschen 
Kenners der finnisch-ugri 
schen Sprachenwelt, Hein 
rich Winkler 1 , hinwei- 
sen, der seinen Standpunkt 
in einem großen Aufsatz in 
der,,Zeitschrift für Ethno 
logie“, Berlin, niedergelegt 
hat, der vor etwa zwei 
Jahren erschienen ist. 
Winkler schließt das Lap 
pische nicht an das Finni 
sche an, sondern weist 
wichtige und eindeutige, 
nahe Verwandtschaft mit 
dem Ostjakischen und 
Wogulischen nach. Eine 
andere Meinung geht da- 4- Gerüst zum Trocknen von Renntierfleisch. Vuotso 
hin, daß die Lappen ursprünglich überhaupt eine nichtfinnisch-ugrische Sprache gesprochen 
und ihre jetzige erst unter dem Einfluß der Finnen angenommen hätten. 
Auch die kulturelle Stellung der Lappen ist ja keineswegs klar. Wiklund, und nach 
ihm Sirelius, wollen ja einen zumindest doppelten Ursprung der Renntierzucht annehmen. 
Noch 1924 erklärte Sirelius 2 in seinem Buch über den Ursprung der Finnen, die lappische 
Renntierzucht wäre skandinavischen Ursprungs, da die Lappen Milchwirtschaft trieben 
die den sibirischen Renntiernomaden fremd geblieben wäre. Das ist nun keineswegs der Fall' 
worauf ich schon seinerzeit bei Besprechung des Sireliusschen Buches hingewiesen habe Bei 
allen tungusischen Stämmen, vom Jenissej an bis zum Ochotskischen Meer, ist Renntier 
milchwirtschaft bekannt. Nun könnte man vielleicht noch sagen, daß die sibirische und die 
lappische Renntierkultur dennoch verschiedenen Ursprungs wäre und sich an beiden Stellen 
selbständig entwickelt hätte. Man will in der Art der Renntierhaltung genügend Unterschiede 
gefunden haben, die diese Meinung bestätigen sollten. Auch hier bin ich anderer Ansicht 
denn die gewiß zusammengehörende sibirische Renntierzucht weist ebenfalls von Volk zu 
Volk z. T. große Unterschiede auf, so daß dieses Argument ebenfalls nicht recht stichhaltig 
ist. Im Gegenteil, meine Überzeugung, daß die Lappen unmittelbar an die sibirischen 
Kulturen angeschlossen werden müssen, hat sich mir schon hier sofort bestätigt. Aus unseren 
1 Winklers Aufsatz trägt den Titel: „Gedanken und Be- zahl der Fälle, daß Übereinstimmung mit ostfinnischen 
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denken zu Paudlers Werke über die hellfarbigen Rassen. 
Z. f. E„ Jahrg. 1926, S. 29—49. Es kann hier auf diese 
im höchsten Maße wichtigen Auseinandersetzungen 
nicht näher eingegangen werden, da eine weitläufigere 
Behandlung des Problems an Hand der neuen von uns 
gemachten Beobachtungen den Rahmen dieses Bei 
trages sprengen würde, der nur eine allgemeine Über 
sicht über den Reiseverlauf zu geben bestimmt ist. 
Winkler wendet sich gegen Paudlers Ansicht, daß die 
Lappen fennisierte „Innerasiaten“ sind, die ursprünglich 
eine ganz andere als ihre jetzige Sprache gesprochen 
haben müssen, und nach dessen Meinung das Lappische 
— cum grano salis — ein Suomisch im Munde von 
Innerasiaten ist. Demgegenüber lauten die Feststellun 
gen Winklers; „Fragt man nun nach deren (Bildungen, 
die dem Baltisch-Finnischen fremd sind) Wesen und 
Herkunft, so findet man in der überwältigenden Mehr- 
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Sprachen wie dem Mordwinischen, Permischen, haupt 
sächlich aber mit dem ugrischen Zweige, also dem Ost 
jakischen, Wogulischen und Magyarischen vorliegt, also 
lauter Sprachen, mit denen Lappisch nach P’s. 
Theorie nie etwas zu tun gehabt haben kann.“ 
2 Sirelius, DieHerkunft der Finnen. Die finnisch-ugrischen 
Völker, Helsinki 1924, S. 60 sagt.; „Eine interessante 
Tatsache ist, daß die Lappen nach dem Vorbild ihrer 
skandinavischen Nachbarn das Renntier auch zum 
Melktier entwickelten, eine Errungenschaft, die den 
sibirischen Renntiernomaden fremd geblieben ist.“ 
Leider widmet Sirelius den Lappen in der genannten 
Schrift nur wenige Notizen, so daß deren Kultur 
geschichte nicht ganz verständlich wird, auch bei der 
Annahme des finnisch-ugrischen „Urvolkes“ und der 
hypothetischen von Sirelius bezeichneten Wanderungen.
	        
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