REISEN IM GEBIET DER AGUARUNA
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gewaschen wird, wird es auch von Zeit zu Zeit gefärbt. Alle Augenblicke fahren sie sich mit
dem Kamm durch das Haar. Dieser bleibt sogar, um immer zur Hand zu sein zu diesem
Zwecke im Haare stecken, was auch häufig bei den weiblichen Angehörigen der meisten
Küstenbewohner der Fall ist, gleichviel welcher Rasse oder welchen Standes Die Haartracht
der Männer unterscheidet sich gewöhnlich, außer durch die größere Pflege, dadurch von der
der Frauen, daß sie zwei Strähnen ihres Haares, eine an jeder Seite des Gesichtes vorne
herunterhängen lassen. Diese Strähnen werden gebildet, indem ein Teil des Haares dicht mit
Nähgarn umwickelt wird. Sie werden verschieden lang getragen und sind immer kürzer
als das über den Rücken herunterhängende Haar. Diese Strähnen heißen imAguaruna Akähit
(Abb. 4 und 5).
Zähne.
Die Zähne werden von beiden Geschlechtern schwarz gefärbt. Nach meiner Beobach
tung bedienen sich die Aguaruna dazu zweier Mittel: das am häufigsten angewandte ist
eine kleine Beere, die Frucht einer niedrigen, krautartigen, sehr dicht wachsenden Pflanze
von ihnen Yanamük genannt, mit der sie sich die Zähne direkt einreiben. Das andere
Mittel ist das Blatt einer Pflanze, von ihnen Piü genannt. Diese Blätter werden erst gekaut
und dann die Zähne damit eingerieben. Beide Farben sollen sich länger als eine Woche halten
Bemalen des Körpers.
Beide Geschlechter bemalen sich Gesicht, Hals, Arme und Brust. Bei Männern habe ich
außerdem auch noch Bemalung auf dem Bauche gesehen. Auch hier bleiben die Frauen weit
hinter den Männern zurück, was die darauf verwendete Zeit und Sorgfalt der Ausführung
anbelangt. Die häufigste, bei beiden Geschlechtern gleich vorkommende Bemalung ist die
sich Hände, Hals, Schultern und die oberen Teile von Brust und Rücken schwarz zu färben.
Wenn ich recht verstanden habe, so soll dieses einen praktischen Zweck haben, nämlich
die Stechmücken und Moskitos' abhalten. Die Färbung geschieht mit dem Saft einer
Frucht, die von den Aguaruna Süa, von den Weißen Huito (Genipa oblongifolia) genannt
wird. Die Zubereitung dieses Saftes geht, wie ich bei einem unserer Bootsleute gesehen habe,
auf folgende Weise vor sich: Die Frucht von der Größe und Form eines Gänseeis wird
erst geschält und dann stückweise gut gekaut. Die gekaute Masse wird dann auf ein wenig
Wolle des Balsabaumes (Ochroma piscatoria ?), welche auf einem frischen, breiten Blatte
liegt, gespuckt. Nachdem so die ganze Frucht gekaut ist, wird das Blatt darum geschlagen
und eine Zeitlang auf glühender Kohle geröstet. Mit der von dem Safte durchtränkten
Wolle werden die Körperteile eingerieben. Diese Farbe soll
ungefähr 14 Tage halten. Um Arme und Beine herum werden
mit der Süa auch parallele Linien in verschiedener Stärke
gemalt; hierzu bedient man sich kleiner hölzener Walzen mit
rundherumgehenden Einkerbungen, so daß das stehenblei
bende Holz die Stärke der Linien gibt, während die Einker
bungenden Zwischenräumen entsprechen. Diese kleinen Walzen
(Fig. 4) werden mit der Süa benetzt und dann auf den be
treffenden Körperteil aufgewalzt. Die Aguaruna nannten die
Walzen Süa-pain-tömate, was jedenfalls soviel bedeutet wie
Holz, um damit die Süa oder ähnliches aufzutragen. Im
Gesicht, hauptsächlich aber auf der Brust und selbst auf dem
oberen Teil des Bauches werden mittelst eines Hölzchens ver
schiedene Linien und zuweilen auch Figuren gezeichnet (Ab b.5,
Indianer links). Eine Figur, welche ich häufig beobachtet habe,
ist die umstehende (Fig. 5). Mit Süa färben sie auch von Zeit zu Zeit ihr Haar.
Fig. 4. Walzen.
8 Baessl er-Archiv.