DIE MATERIELLE KULTUR DER AZANDE UND MANGEL TU
Material nicht entscheiden.-Die Handgloche aus Eisen oder Holz kommt da und dort in
unserem Gebiete vor. Ihre Kulturzugehörigkeit muß vorderhand ungewiß bleiben (s Karte 26)
Nirgendwo auf der Erde tritt der Zusammenhang zwischen den Glocken und den hol
zernen Schlitztrommein so offensichtlich zutage, wie in diesem Teile Westafrikas Ein fast
unmerklicher Übergang führt von gongartigen Schlitztrommeln im Nordosten unseres Ge
bietes über Mittelformen zu den bekannten röhrenförmigen „Aufschlaggefäßen“ West
afrikas. Maes hat den Schlitztrommeln des Kongogebietes eine eigene Abhandlung gewid
met (99) und die reichhaltigen Bestände des Tervuerenmuseums verwertet. Leider ist er nadi
alter Schule fast kaum auf kulturhistorische Momente eingegangen. Die Verhältnisse'
wie sie sich auf den Karten darstellen, scheinen mir auf folgendes hinzuweisen Die der ’
afrikanischen Kultur ungehörige Schlitztrommel hat sich von Westen nach' Osten be"
sonders im Kongowalde — langsam umgeändert. Es bildeten sich Formen von dreikanti ^
Querschnitt aus, welche immer platter und ovaler im Durchschnitt werdend, allmählich '
plattgedrückte Glocken oder besser wie Gonge erscheinen mußten. Ich füge hier die bei Macs
gut gewählten Durchschnittszeichnungen bei:
Die zylindrische
Schlitztrommel (a)
als das eigentlich ur
sprüngliche Element
der Variationenreihe
weist einen bemer
kenswerten Charak
terzug auf: die ver
schiedene Gestaltung
b 1
b 2
d
a
c
des Schlitzes, In
höchst interessanter Wanderung hat sich die hantelförmige Abart von den rhodesisch
beeinflußten Gebieten über das litorale Westafrika verbreitet (Karte 27). Schon Frobenius
wies 1898 auf die Identität des Schlitzes in Afrika und Ozeanien hin. Wenn wir dieses
Formkriterium mit der Tatsache der typisch westafrikanischen Verbreitung (Quantitäts
kriterium) zusammenfassen, so scheint uns die Herkunft und Zugehörigkeit dieses Merk
males kaum zweifelhaft. Langsam verlor sich im Kongobecken die ursprüngliche Form
Die primitiven Stämme dieser Kulturprovinz nahmen wohl die Trommel an nicht aber
den westafrikanischen Schlitz (s. Abb. 186 u. Karte 27). Andererseits bildeten sie" die
Trommel in eigenartige dreikantige Formen um. So haben wir bei den Azande und Man er
betu die Trommeln in Tierform (b 2) gefunden. Diese verdanken ihre weitere Verbreitung
der Azande-, Bwaka-, Bangalawanderung nach Osten und Süden. °
Auch die Keiltrommel(c), die als Schinguwo in den Lunda-Lubaländern (s. Abb 180) be
kannt ist und bis zur Kundu-Mongogruppe sichfast lückenlos propagiert hat (s. Karte 28) ist bis
zu den Mangbetu vorgedrungen, wo zwei etwas abgewandelte Arten an ihrer Seite ein bc
schränktes Areal beanspruchen. Die eine hängt noch stark mit der Schinguwo zusammen (d)
(„Mangbetuform“), die andere mit einer ganz gleichen Bildung der Bakuba. Hier ließ sich Macs
verleiten (99, S. 18), an einen direkten Zusammenhang der beiden Völkergruppen zu glaube
Als Verbindungsbrücke seien die den Kongobogen füllenden Mongo-Kundustämme ^
sehen; dieselben Stämme kennten das Xylophon nicht, besäßen eine eigene Hüttenform
und den Feuerpflug. Nun scheint Maes gerade die zuerst bekannt gewordenen Keiltrommeln
aus den südlichen Kongoländern (Urua, Baluba, Lunda) nicht zu kennen. Die Belege wider
sprechen seiner Ansicht völlig. Feuerpflüge finden sich für die Bakuba nirgendwo erahnt"
und bei den Mangbetu sind sie sicher durch das Aruwimital, wie so manches noch * *
geschleppt worden (s. dort).